25 Jahre ETF-Handel: Interview-Serie #2
25 Jahre ETF-Handel: Interview-Serie #2 Heike Fuerpass-Peter, Geschäftsführerin, MorgenFund
Vor 25 Jahren, am 11. April 2000, schrieb die Deutsche Börse Geschichte: Als erste Börse Europas startete sie den Handel mit ETFs. Anlässlich unseres Jubiläums blicken wir auf die Erfahrungen einiger ETF-Pioniere zurück.
Wie haben Sie die Einführung von ETFs in den Anfängen erlebt?
Ich hatte das Glück bereits 1999 zu Beginn meiner Karriere bei Merrill Lynch zum ersten Mal mit ETFs in Berührung zu kommen. ETFs waren damals in den USA schon weit verbreitet und erfolgreich. Als amerikanisches Haus hat Merrill Lynch den Schritt über den Atlantik gewagt. In der Folge war ich aktiv an der Einführung der beiden ersten ETFs in Europa beteiligt, den sogenannten LDRS, die im April 2000 an der Deutschen Börse gelistet wurden. Die Produkte haben die Indizes EuroStoxx 50 und Stoxx 50 abgebildet. Es war eine sehr spannende Zeit, in der wir den Markt für die damals in Europa noch unbekannten ETFs mit aufgebaut haben.
Wie hat sich die Wahrnehmung von ETFs im Laufe der Zeit verändert – sowohl bei institutionellen als auch bei privaten Anlegern?
In der Anfangszeit war die Bekanntheit von ETFs selbst unter professionellen Investoren sehr gering. Sie wurden weitgehend als rein institutionelles Produkt wahrgenommen. Es war viel Aufklärungsarbeit notwendig, um die Vorteile dieses Produkts zu vermitteln. Für Privatanleger wurde der Nutzen von ETFs erst nach mehreren Jahren deutlich und es hat einige Zeit gedauert, bis sich das breite Marktpotenzial erschlossen hat. Heute sieht das ganz anders aus: ETFs sind im Markt angekommen.
Was war Ihr größter Erfolg im Zusammenhang mit ETFs?
Ein besonderer Erfolg war für mich mein Beitrag zur Verbreitung von ETFs im Retail-Bereich. Schon 2010 haben wir bei Lyxor die ersten Kooperationen mit Online-Brokern abgeschlossen – damals auch gegen interne Widerstände. Ich habe mich stets dafür eingesetzt, dass ETFs auch für Endkunden zugänglich gemacht werden, mit den passenden Partnerschaften, gezieltem Marketing und Initiativen zur finanziellen Bildung. Heute ist Deutschland der führende Privatanleger-Markt für ETFs in Europa. Die Zuflüsse von Privatanlegern können mittlerweile mit denen institutioneller Investoren mithalten und sie teilweise sogar übertreffen. ETFs sind aus meiner Sicht ein ideales Produkt für Privatanleger, weil sie als einziges Finanzprodukt ermöglichen, dass Kleinanleger dieselben niedrigen Verwaltungsgebühren bezahlen wie institutionelle Investoren. Das hat wesentlich zur Demokratisierung der Kapitalanlage beigetragen und viele Menschen motiviert, sich aktiver mit ihrer Altersvorsorge auseinanderzusetzen.
Welche Tipps würden Sie Anleger*innen bei der Zusammenstellung eines Depots für langfristigen Vermögensaufbau geben?
Für den langfristigen Vermögensaufbau ist eine breite Diversifikation über verschiedene Anlageklassen hinweg zentral. Genauso wichtig ist es, die eigene Risikotragfähigkeit und den persönlichen Anlagehorizont zu berücksichtigen. Das ist gerade in der aktuellen Marktsituation mit zeitweise hohen Schwankungen entscheidend. Bei der Auswahl der Produkte sollte man nicht nur auf die Gesamtkostenquote (TER) achten, sondern auch die tatsächliche Performance der ETFs im Blick behalten. Und ganz wichtig: Man sollte nur in Produkte investieren, die man auch wirklich versteht und hier ist bei ETFs der Index bzw. bei aktiven ETFs die Anlagestrategie relevant.
Wie sehen Sie die Zukunft von ETFs in den nächsten 25 Jahren?
Ich sehe weiterhin enormes Wachstumspotenzial. Als Fondsplattform beobachten wir, dass sich zunehmend auch Beraterinnen und Berater für ETFs öffnen und diese stärker in ihre Empfehlungen integrieren, parallel zu aktiv gemanagten Fonds. Im europäischen Vergleich hat der Privatanlegermarkt außerhalb Deutschlands noch deutlichen Nachholbedarf. ETFs haben sich in den letzten 25 Jahren als widerstandsfähig in Krisenzeiten erwiesen – dank ihrer Transparenz, ihrer geringen Kosten und ihrer hohen Liquidität. Ich bin überzeugt, dass sie auch künftig gestärkt aus Marktturbulenzen hervorgehen werden. Trends wie Digitalisierung, der wachsende Einfluss der nächsten Anlegergeneration und die zunehmende Bedeutung von Privatanlegern werden ETFs weiter vorantreiben