25 Jahre ETF-Handel: Interview-Serie #3
25 Jahre ETF-Handel: Interview-Serie #3 Chris Hofmann, Head of Intermediated Wholesale Germany & Austria, Vanguard
Vor 25 Jahren, am 11. April 2000, schrieb die Deutsche Börse Geschichte: Als erste Börse Europas startete sie den Handel mit ETFs. Anlässlich unseres Jubiläums blicken wir auf die Erfahrungen einiger ETF-Pioniere zurück.
Wie haben Sie die Einführung von ETFs in den Anfängen erlebt?
Ich will gar nicht sagen, dass aller Anfang schwer ist (oder war), aber ich erinnere mich noch gut daran wieviel Aufklärungsarbeit geleistet werden musste, um aufzuzeigen, was ein ETF eigentlich ist. Damals war das ein Thema für rein institutionelle Anleger, spannenderweise haben wir ja gerade die letzten 12-24 Monate diese Aufklärungsarbeit für den Endkunden intensiviert. So schließt sich ein Kreis! Damals war das Interesse beim Retailkunden nicht vorhanden, und der Trend hat sich heute deutlich gedreht. Woran ich mit auch gut erinnere, waren die Diskussionen um „aktiv gegen passiv“ – aber auch die werden heute noch geführt. Das geht schon fast in Richtung „deja-vu“.
Welche Herausforderungen mussten Sie sich als Frau in der Finanzbranche stellen und wie haben Sie diese gemeistert?
Ich glaube ehrlicherweise nicht daran, dass Frauen weniger Chancen haben als Männer. Ich denke eher, dass Leistung sich bezahlt macht. Ich habe in sechs Jahren auf dem Trading Floor der HVB das ETF-Trading von der Pieke auf gelernt und innerhalb kurzer Zeit recht schnell eine Führungsposition übernommen. Ich denke als Frau ist es zum Beispiel leichter, einen Kundentermin zu bekommen, allerdings muß man sich als Frau dann hin und wieder stärker beweisen. Und wirklich herausfordernd wird es, wenn man an die Familienplanung denkt und die Frau schwanger wird – ich denke hier sollten Unternehmen weiterhin hinterfragen, wie familienfreundlich sie wirklich sind, und wie einfach sich z.B. nach einer Schwangerschaft der Wiedereintritt gestaltet. Da sehe ich weiteren Handlungsbedarf.
Was war Ihr stolzester Moment in Ihrer Karriere mit ETFs?
Es gibt viele tolle Momente, aber einer bleibt mir besonders im Gedächtnis. Vor einigen Jahren hat mein Arbeitgeber Vanguard eine out-of-home Marketingkampagne in Skigebieten in Deutschland geschaltet. Ich weiß noch als wäre es gestern gewesen, wie meine beiden Söhne laut riefen „schau mal Mama, Vanguard!“. Später in der Gondel fragten andere Skigäste meinen zehnjährigen Sohn, wer oder was denn Vanguard sei. Zu meinem Erstaunen, oder besser zu meiner großen Freude fragte mein Sohn zurück, ob man sich denn wirklich noch nicht mit dem Thema Altersvorsorge auseinandergesetzt hätte und erklärte dann noch den langfristigen Einsatz von ETFs für die Vorsorge. Als die Godel an der Bergstation angekommen war, hatte mein Sohn noch weiter ausgeholt und die Vorteile von ETF-Sparplänen auch gleich noch gepitched.
Welche Tipps würden Sie Anleger*innen bei der Zusammenstellung eines Depots für langfristigen Vermögensaufbau geben?
Da halte ich mich ganz klar an die vier Investmentprinzipien von Vanguard, die die Firma seit nunmehr 50 Jahren lebt und umsetzt: Erstens: Man muss sich seine Ziele setzten und diese verfolgen. Zweitens: Man muss seine Risikobereitschaft kennen und steuern – am besten so breit diversifizieren wie möglich. Drittens: ein Blick auf die Kosten – jeder Euro, der in Kosten geht, arbeitet gegen mich und fehlt mir in der Rendite. Und viertens: diszipliniert bleiben – gerade auch in volatilen Marktphasen die Füße stillhalten und sich von seinen Zielen nicht abbringen lassen.
Wie sehen Sie die Zukunft von ETFs in den nächsten 25 Jahren?
Wenn der prozentuale Anstieg von Sparplänen in Deutschland über die letzten fünf Jahre ein Richtwert ist, dann werden die nächsten 25 Jahre der Hammer! Der ETF hat zuerst institutionellen Anlegern eine neue Welt eröffnet, und nun auch den Endanlegern. Besser geht es doch nicht, oder? Was mir leicht zu denken gibt, sind ETFs auf Nischen und Themen, oder auch gehebelte ETFs – Produkte die schwer zu verstehen sind, Produkte auf Themen oder Trends die ein Endanleger nur schwer oder gar nicht verstehen kann. Da muß man vorsichtig sein. Aber generell: in 25 Jahren würde ich gern nochmal darüber schreiben, wie die Erfolgsgeschichte ETF dann vor 50 Jahren angefangen hat.